Won - Buddhismus

Geschichtlicher Hintergrund:

Der von Meister Sotaesan 1916 gegründete Won – Budhhismus bildet den Abschluss einer intensiven und historisch einmaligen Phase religiöser Entwürfe und Gemeinschaftsgründungen, die alle das Ziel hatten, die verschiedenen Religionen in einer Synthese zusammenzubringen. Der Won – Buddhismus von Sotaesan ist keine Variante des traditionellen koreanischen Buddhismus oder eine weitere buddhistische Sekte. Sotaesan distanzierte sich von (je)dem herkömmlichen Buddhismus – also nicht nur des koreanischen Buddhismus, sondern überhaupt aller buddhistischen Formen. Sein Ziel war nicht eine Reform des Buddhismus, sondern die Gründung der endgültigen Religion.

 

Im Zentrum steht – wie bei den anderen Neuen Religionen – die Utopie von der Integration aller Religionen. So ordnet sich der Won – Buddhismus nicht in eine Rangstufe ein sondern gibt sich selbst den höchsten Rang . Er ist somit nicht nur Vermittler der Religion sondern versteht sich als finale Religion, in der alle anderen religionen einst aufgehen werden.

 

Ziel des Won – Buddhismus ist es, immer mehr Menschen zu der Erkenntnis zu führen, dass alle Religionen lediglich Erscheinungsformen und Emanationen des einen objektiven und universalen Prinzips sind. Der Kampf zwischen den verschiedenen Religionen ist nach der Lehre Sotaesans das Resultat der Tatsache, dass die Menschen sich dieser Wahrheit (noch) nicht bewusst sind. Erlösung und universelle Harmonie basieren also nicht auf Revolution, sondern auf Erkenntnis.

 

 

Ursprung und Entstehung des Won-Buddhismus:

Der Buddhismus hat seinen Ursprung in Indien und beruft sich auf die Lehren von Siddartha Gautama aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. In der offiziellen koreanischen Geschichtsschreibung kam der Buddhismus während der Herrschaft des König Soh-Su-Rim im Jahr 372 n. Chr. durch den vom (heutigen) Pakistan über China eingereisten Mönch Sun-Do-Snim nach Korea.

 

Der Won-Buddhismus betont, dass man den Buddhismus mit dem praktischen täglichen Leben verknüpfen muss. Es genügt nicht, sich in ein mönchisches Leben in den Bergen aus der Welt zurückzuziehen. Buddhismus muss auch die materielle Zivilisation gestalten. Der Won-Buddhismus versteht sich als ökumenisch orientierte Religionsgemeinschaft. Den Priestern ist die Heirat gestattet.

 

Vom Meister Sotesan wurde 1916 der Won-Buddhismus, eine neobuddhistische Bewegung in Südkorea, offiziell gegründet, als Korea noch eine Provinz Japans war. Seitdem ist der Won-Buddhimus zu einer der wichtigsten Religionen in Korea geworden. IL WON SAN wurde als Religionsgemeinschaft im Jahr 1916 von So´Taesan (Pak Chunng-Bin 1891 – 1943) gegründet. Die Won-Buddhisten betreiben Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Waisenhäuser, Altersheime und andere Sozialeinrichtungen. Die Zentren des Won-Buddhismus liegen mitten in den Industriestädten. Mittlerweile bestehen sehr gute Beziehungen zwischen koreanischen und deutschen Institutionen, insbesondere auch durch interkulturellen Austausch.

 

Ziel des Won - Buddhismus ist es, immer mehr Menschen zu der Erkenntnis zu führen, dass alle Religionen lediglich Erscheinungsformen und die gleiche Basis des einen objektiven und universalen Prinzips haben. Im Zentrum steht die Utopie von der Integration aller Religionen.

 

 

 

Lehre des Won-Buddhismus:

Mit dem Fortschritt der technischen Zivilisation wurde der menschliche Geist, der sich eigentlich des Materiellen bedienen sollte, immer mehr geschwächt, und die Macht des Materiellen, das dem Menschen eigentlich zu Diensten sein sollte, erstarkte beständig, unterwarf den geschwächten Geist und errichtete die Herrschaft des Materiellen. Da alle Menschen nun einem Leben als Sklaven des Materiellen nicht entrinnen können, bedeutet dies nicht ein Leben im Wogenden Meer des Leidens?

 

Es ist deshalb unsere Absicht, durch den Glauben an eine Religion, die auf der Wahrheit fußt, und die Unterweisung in einer Moral, die auf der Wirklichkeit gründet, die Kraft des Geistes zu stärken, die Macht des Materiellen zu brechen, und alles Lebendige aus dem Wogenden Meer des Leidens in das überragende und unermessliche Paradies zu führen.

 

Der Buddhismus ist der unübertreffliche große WEG. Da seine Wahrheiten und Methoden großartig sind, haben viele weise Lehrer auf deren Grundlage verschiedene Schulen und Gemeinschaften gegründet, um das Tor der Bekehrung zu öffnen und viele Menschen zu unterweisen. Alle Religionen der Welt haben ihren gemeinsamen Ursprung in einem einzigen Prinzip, aber da verschiedene Glaubenslehren gegründet wurden, und sich die Systeme und Methoden über eine lange Zeit hinweg unterschiedlich entwickelt haben, haben all die vielen religiösen Schulen ihre Gemeinsamkeiten nicht selten aus den Augen verloren. Der Grund dafür liegt darin, dass sie das grundlegende Prinzip aller Religionen und Gemeinschaften nicht erkannt haben, wie könnte dies die Absicht aller Buddhas und Heiligen sein? Dabei war das System des Buddhismus der Vergangenheit auf das Leben der zölibatären Ordensleute zugeschnitten, für die gewöhnlichen Menschen in der säkularen Welt war dies alles nicht geeignet. Wer zu einem wahrhaftigen Anhänger des Buddhismus werden wollte, musste seine weltlichen Pflichten und Verantwortungen, ja selbst seinen Beruf aufgeben. So betrachtet mag die buddhistische Lehre auch noch so gut gewesen sein, war es für die vielen Lebewesen auf der weiten Welt schwierig, in den Genuss der Gnade Buddhas zu gelangen. Wie könnte man das den vollkommenen großen WEG nennen?

 

Deshalb verehren wir den Dharmakaya-Buddha Il-Won-Sang, den Urgrund der unzähligen Dinge des Universums und Geist-Siegel aller Buddhas und Heiligen als Gegenstand unseres Glaubens und als Vorbild für unsere Übungen. Durch die Vier Gnaden des Himmels und der Erde, der Eltern, der Mitwesen und der Gesetze und das Dreigliedrige Lernen von Läuterung, Erkenntnissuche und Ausführung wird die Stärke des Glaubens und der Übungen bestimmt. Wir wollen zu Gläubigen einer umfassenden und vollkommenen Religion werden, die von den Lehren aller anderen Religionen Gebrauch macht.

(Ausschnitt aus dem Buch: „Die Lehrschriften des Won – Buddhismus“)